Umfassende Informationen

für Ärzte

Diagnostik, Therapie und Beratung bei der Narkolepsie
eine ausführliche, Praxis-orientierte Information

Prof. Johannes Mathis, Praxis für Schlafmedizin am Neurozentrum Bern, ärztlicher Beirat der SNaG
aktualisiert im Mai 2024

Zusammenfassung
Die Narkolepsie ist eine potentiell invalidisierende Störung der "Schlaf & Wach-Struktur", charakterisiert durch Schlafattacken, emotional ausgelöste Tonusverluste, hypnagoge Halluzinationen, Schlaflähmungen und gestörten Nachtschlaf. Die Diagnose wird primär klinisch gestellt und Zusatzuntersuchungen, wie die aufwendige Polysomnographie (PSG) werden zum Ausschluss anderer Ursachen von Tagesschläfrigkeit und der Multiple Schlaflatenztest (MSLT) zur Abgrenzung der unterschiedlichen «Hypersomnolenz-Formen» eingesetzt. Die Korrelation zwischen einem bestimmten HLA Status und des Hypokretingehalts im Nervenwasser einerseits und den Kataplexien andererseits hat zu neuen pathogenetischen Hypothesen geführt.
Die Behandlung hat das Ziel, die Ausübung des erlernten Berufes zu erhalten. Dabei werden Massnahmen zur Strukturierung des Tagesablaufes mit Einbau von Schlafpausen der medikamentösen Therapie vorangestellt. Neben den bewährten Psychostimulantien Ritalin®, Medikinet®, Modasomil® und Wakix® zur Behandlung der Tagesschläfrigkeit und Xyrem® (Gammahydroxybutyrat) oder Antidepressiva (z.B. Venlafaxin-Sandoz®) zur Unterdrückung der kataplektischen Attacken wurden in den letzten Jahren neuere Präparate gegen die verschiedenen Narkolepsie-Symptome entwickelt oder stehen vor der klinischen Einführung in der Schweiz.
Die äusserst wichtige Beratung der Betroffenen und der Familie umfasst die unterstützenden Möglichkeiten in Schule und Beruf wie z.B. den Nachteilsausgleich, Fragen um die Fahreignung, Versicherungen inkl. Invalidenversicherung, Familienplanung, Militärdienst, Reisen mit BTM-pflichtigen Medikamenten und vieles mehr.