für Ärzte

Aetiologie und Pathogenese

Die hohe Korrelation des Narkolepsie-Kataplexie-Syndroms mit einem spezifischen HLA Status spricht für einen hereditären Faktor und gilt als Hinweis für eine mögliche Beteiligung des Immunsystems. In einer Normalbevölkerung kann das Antigen HLA DQB1*0602 nur in ca. 20-40% nachgewiesen werden. Der Vererbungsmodus des HLA Gens ist beim Mensch unbekannt. Es wurde postuliert, dass die Träger des Genes durch Hinzutreten eines exogenen Realisationsfaktors, z.B. eines viralen Antigens via einen sekundär in Gang gesetzten Immunmechanismus narkolepsiekrank werden [22]. Die genaue Ursache des Hypokretinmangels im Liquor [35] lässt sich noch nicht erklären. Kürzlich wurde postuliert, dass die Hypokretin-bildenden Zellen im lateralen Hypothalamus ev. gar nicht verschwunden seien, sondern dass lediglich die Produktion von Hypokretin in diesen Zellen «abgeschaltet» wurde [40]. Zu einer autoimmunen Genese würden der gelegentlich beobachtete Beginn nach einem Infekt und die oft diskret abnormen Liquorbefunde passen [34]. Eine traurige Berühmtheit hat das gehäufte Auftreten von Narkolepsie Patienten bei jungen gesunden Personen unter 20 Jahren nach der Pandemrix-Impfung im Jahr 2009 hauptsächlich in den skandinavischen Länder erlangt [31].
Pathogenetisch vermutet man eine Störung des Schlaf-Wach-Zyklus und eine "Auflösung der Grenzen zwischen den bekannten Schlafstadien" mit Auftreten von "dissoziierten NREM- und REM-Phänomenen" losgelöst vom normalen Tag-Nacht-Zyklus. Dissoziiert bedeutet, dass sich ein Teilaspekt eines bestimmten Schlafstadiums manifestiert in der "fremden Umgebung" einer anderen Vigilanzlage, sei es im Schlaf oder im Wachzustand [8]. Man spricht etwas salopp auch von einer Dissoziation zwischen "psychischem und somatischem Schlaf".
Bei den symptomatischen Formen wurden öfters Läsionen im Hypothalamus und Meso-Dienzephal nachgewiesen, bei der idiopathischen Form war abgesehen von der fehlenden Hypokretinproduktion in den Zellen des lateralen Hypothalamus der pathologisch-anatomische Befund praktisch immer normal.