für Ärzte
Die Diagnose der Narkolepsie stützt sich in erster Linie auf die exakte Anamnese, welche stets in Gegenwart des Lebenspartners durchgeführt werden sollte. Nur dieser ist in der Lage über die nächtlichen Symptome des Patienten verlässliche Angaben zu machen. Die Angehörigen sollten aber auch direkt vom Arzt über die organische Natur der Erkrankung mit ihren willentlich nicht beeinflussbaren Symptomen informiert werden.
Wenn typische kataplektische Attacken vorhanden sind, ist es meist einfach die Diagnose zu stellen, und Zusatzuntersuchungen sind dann selten nötig. Schwächeanfälle in den Gesichtsmuskeln oder der Kopfhaltemuskulatur in den ersten Sekunden der Emotion sind eher spezifisch für eine Narkolepsie, währenddem eine Schwäche in den Knien nach längerem herzhaftem Lachen auch bei gesunden Personen auftreten kann. Kinder und Jugendliche zeigen teilweise hyperkinetische Bewegungen im Gesicht oder in der Zunge, was dann oft nicht als Kataplexie verstanden wird.
Differentialdiagnostisch gilt es an epileptische und an einige nicht-epileptische Anfallsarten zu denken
Solange kataplektische Attacken (noch) fehlen und eine übermässige Tagesschläfrigkeit dominiert, müssen die differentialdiagnostischen Erwägungen weit gefasst werden. Ätiologisch (Tabelle 2) muss hauptsächlich ein Schlafmanko sowie ein Medikamenten- oder Drogenabusus ausgeschlossen werden, wobei auch ein langjähriger Gebrauch von Stimulantien in Frage kommt. Viele der häufig gebrauchten Medikamente (Antidepressiva, Dopaminergika, Opiate, Betablocker, Antibiotika) können indirekt zu Tagesschläfrigkeit führen, oder auch indirekt durch eine Beeinträchtigung des Nachtschlafes. Bei Verdacht auf ein Schlaf-Apnoe Syndrom wird entweder eine respiratorische Polygraphie oder meistens gleich eine Polysomnographie durchgeführt
Tabelle 2 Differentialdiagnose der «Hypersomnolenz» (nach
Verdacht auf: > Suche nach:
A. Schlafmangelsyndrom > Effekt der verlängerten Schlafdauer
B. Nichtorganische Hypersomnie > Müdigkeit, Ein- und Durchlafstörungen
bei Depression / Angstkrankheit > Grübelsucht, teilremittierte Depression
C. Symptomatische Hypersomnolenz
- Medikamentenabusus > Sedativa, Stimulantien abends
…- Internistisch/ > Hypothyreose, Anämie, chronische Krankheit
… Neurologisch > Parkinson, Multiple Sklerose
- Schlaf-Apnoe-Syndrom > Schnarchen mit Aussetzern
- Parasomnien > Periodische Bewegungen im Schlaf (PLMS)
- Enzephalopathie > Metabolisch, Toxisch, Hypoxisch, Traumatisch,
Endokrin, Enzephalitis, Hirntumor, Epilepsie
- Schlaf-Wach Rhythmus > Schichtarbeit, Jet lag
D. Narkolepsie Typ 1 oder Typ 2 > Kataplektische Attacken, andere REM Phänomene
E. Idiopathische Hypersomnie > > tiefer Nachtschlaf, erschwertes Erwachen, familiär
F. Periodische Hypersomnie > in periodischen Abständen auftretende Schläfrigkeit,
(Kleine-Levin Syndrom) kombiniert mit vermehrtem Essen und Hypersexualität
Der Nachweis einer verkürzten mittleren Einschlaflatenz (< 8 Minuten) und mehrerer früh auftretender REM Perioden im Multiplen Schlaflatenz Test (MSLT) oder in der Polysomnographie wird gem. der aktuellsten internationalen Klassifikation der Schlafstörungen (ICSD-3-TR)